von Werner Hengartner
Bereich Agrotechnik & Agrokaufleute, ehemals Fachbereich Futterbau, Strickhof, 10.2024
Die Futterration für unsere Pferde besteht zu grössten Teil aus Heu. Bereits jetzt wird das Heu aus diesem Jahr gefüttert. Heu wird für die Fütterung der Pferde im Stadium bei Beginn der Blüte bis Blüte geschnitten und meist als bodengetrocknetes Futter in Ballen gepresst oder auf den Heustock gebracht. Das Schnittstadium wird beim Leitrad bestimmt. Die bestimmende Art einer extensiven Wiese ist die Weiche Trespe oder die Aufrechte Trespe. Ist Knaulgras dominierend in einer Wiese so spricht man von einer mittelintensiven Wiese.
Knaulgras
War das Wetter im Frühjahr noch recht sonnig und mild, dominierte anschliessend kühles Wetter und der Mai, Haupterntezeit für Heu, niederschlagsreich, was sich auch in den Juni hineinzog. Deshalb sind auch späte Heuschnitte nicht unter optimalen Bedingungen geerntet worden.
Dadurch hat sich auch bei mir die Ernte um vierzehn Tage verzögert und die Qualität bezüglich des Gehaltes verschlechtert. Das Wetter war zu unbeständig, um zu einem früheren Zeitpunkt das Gras zu schneiden. Musste dann noch nach dem Regen gemäht werden, so trocknete der Boden nur ungenügend ab, so dass die Trocknungszeit von drei Tagen knapp war. Eine wichtige Massnahme, um die Qualität nicht noch zu verschlechtern, war, dass ich die Schnitthöhe zwischen 7 bis 9 cm wählte.Dies vermindert die Verschmutzung des Futters und führt damit zu einem besseren Gehalt an Energie im Heu.
Älteres, spät geschnittenes Heu bedeutet, dass der Gehalt an Rohfaser hoch ist und damit weniger Energie mitbringt. Der hohe Rohaschegehalt zeigt die Verschmutzung des Futters durch ein zu tiefes Mähen oder es wurde gemäht bevor der Bestand nach dem Regen genügend abgetrocknet war. Auch verschmutztes Futter weist weniger Energie je kg Dürrfutter auf.
Unter den Wetterbedingungen im 2024 ist die Gefahr gross, dass Quader- oder Rundballen vermehrt Schimmel aufweisen. Wird Schimmel visuell bei Heu festgestellt, so ist dieses grosszügig auf den Miststock zu entsorgen und auf keinen Fall zu verfüttern. Kleinballen sind gemäss Aussage aus der Beratung nicht im gleichen Umfang von Schimmel betroffen.
Was uns Pferdehalter und Pferdebesitzer auch immer interessiert sind die Gehalte an Zucker und Eiweiss. Infolge späterem Schnittzeitpunkt ist der Gehalt an Rohprotein gegenüber den Vorjahren gesunken. Beim Zucker hat nicht nur die Gräserart und das Wetter einen Einfluss. Auch die eher tiefen Temperaturen in diesem Vorsommer können je nach Pflanzenbestand zu etwas höheren Werten führen.
(Anmerkung Cavaleiras: unter 8 Grad und über 28 Grad wächst das Gras nicht (mehr))
Muss Heu zugekauft werden, so ist es wichtig, dass die Lieferung vor dem Ablad überprüft wird. Eine sensorische Prüfung (Sinnenprüfung) kann aufzeigen, ob das Dürrfutter den Ansprüchen unserer Pferde entspricht.
Zusammenfassend kann der Schluss gezogen werden, dass für Freizeitpferde die Versorgung durch qualitativ gutem Heu, aus der diesjährigen Ernte, genügend ist. Dabei ist nicht nur der Gehalt entscheidend, sondern auch die Futterhygiene (Schimmel, Verschmutzung usw.). Dies bedeutet, dass entsprechend der Witterung (Erhaltungsbedarf) und der Leistung ca. 2 kg Heu je 100 kg Lebendgewicht gefüttert werden sollte. Wird bereits mit dem Training für die kommende Saison begonnen, so ist die Ration der Leistung entsprechend anzupassen.
Heu sollte mindestens sechs bis acht Wochen nach der Ernte gelagert werden, bevor es verfüttert wird. Die maximale Lagerdauer, je nach Lagerort, sollte ein bis eineinhalb Jahre nicht überschreiten.